Wie die Zeit doch vergeht…

Nun sind schon 3 Monate vergangen, seit ich in Tansania angekommen bin. Deshalb war der erste Zwischenbericht für meine Entsendeorganisation Artefact fällig. Diesen Bericht möchte ich euch nicht vorenthalten.

Bei meiner Ankunft sowie während den ersten paar Wochen, in denen ich beispielsweise mit meinen Mitfreiwilligen gereist bin (zum Vorbereitungsseminar sowie zu den einzelnen Projekten), konnte ich noch gar nicht wirklich realisieren, dass ich tatsächlich in Tansania angekommen bin und dies auch noch für ein komplettes Jahr. Dies änderte sich auch noch nicht, als ich in meinem Projekt war und sofort mit sehr vielen Freiwilligen in meiner Region zusammengekommen bin. Dieses Gefühl hat sich mittlerweile gelegt, obwohl ich wirklich noch ab und zu in manchen Situationen denken muss: „Du bist hier wirklich in Tansania“.

In meiner Organisation bin ich sehr freundlich und nett von allen empfangen worden. Trotzdem hat mir in der ersten Zeit etwas der Bezug zu meinen Kollegen gefehlt. Dies hat sich mittlerweile geändert, ich werde von meinen Arbeitskollegen bei jeder Möglichkeit mit ins „Field“ genommen, sprich zu Schulungen in Dörfern, Befragungen an Schulen oder zum Honig einsammeln bei verschiedenen Bauern. Die einzelnen Aktivitäten sind allesamt in der ländlichen Region in kleinen Dörfern. Dies ermöglicht es mir, sehr interessante Einblicke zu bekommen sowie unglaubliche Erfahrungen zu sammeln. Zu meinen Aufgaben bei „CHEMA“ zählen bis jetzt unter anderem die Neugestaltung der Homepage, verschiedene Reparaturen von defekten Geräten und Netzwerkadministration sowie Dokumentationen von den jeweiligen Einsatzstellen. Daneben arbeite ich mich in die App-Programmierung ein sowie in die Erstellung eines Programms für eine Fruchtfabrik. Eine große Umstellung zu Beginn war für mich die Arbeitsmoral und das Zeitmanagement sowie die Terminvereinbarung meiner Arbeitskollegen. Zwischenzeitlich habe ich mich dran gewöhnt, dass beispielsweise bei einem Termin um 11 Uhr der ein oder andere auch erst um 12 Uhr erscheint.

Die Stadt Omurushaka ist sehr ländlich, was mir sehr entgegenkommt, mich hier heimisch zu fühlen. Die ländliche Lage nutze ich am Wochenende des Öfteren für kleine oder größere Wanderungen, bei denen ich die Landschaft sowie auch viele Menschen kennenlerne. Aufgrund der ländlichen Lage ist die Aufmerksamkeit und Bewunderung meiner Person (aufgrund der Hautfarbe) enorm groß. Bisher konnte ich mich daran noch nicht so recht gewöhnen. Vor allem Kinder sind hier enorm begeisterungsfähig. Bei einem Besuch an einer Schule durfte ich mich zum Beispiel vor 600 Kindern vorstellen, die mir danach auch alle die Hand geben wollten. Auch bei kleineren Erledigungen wie beispielsweise Einkaufen auf dem Markt wird man von allen Seiten angesprochen, angestarrt oder bekommt teurere Preise. Dies ist nicht böse gemeint, trotzdem ist es sehr merkwürdig. Leider hat mir meine unterschiedliche Hautfarbe auch schon Vorteile verschafft, sei es nur einen Sitzplatz in einem überfüllten DallaDalla oder der Bevorzugung bei Wartezeiten. Ich komme mit der englischen Sprache hier sehr gut zurecht. trotzdem bin ich dabei, Kisuaheli zu lernen. Bei meinem Vorhaben, die Sprache zu lernen, werde ich seit Kurzem von einem Freund unterstützt. Im Gegenzug bringe ich ihm Deutsch bei. Mein Kisuaheli reicht aber leider noch nicht dazu, tiefer gehende Gespräche zu führen, sondern lediglich für beispielsweise das Einkaufen auf dem Markt, Begrüßungen, um mich vorzustellen sowie einfache Fragen zu beantworten.

Vor ein paar Wochen musste ich, um mein Visum abzuholen, nach Daressalam einmal quer durch Land reisen. Durch diese Reise habe ich schon viel von der Landschaft Tansanias sehen und viele verschiedene Verkehrsmittel nutzen können. Verkehrsmittel waren zum Beispiel die Fähre über den Viktoriasee, der Bus sowie der Zug. Den Zug nutzen Mathilda und ich beim Zurückfahren in Richtung Mwanza. Die Fahrt dauerte 44 Stunden, war aber auf alle Fälle ein Erlebnis, welches ich nicht missen wollen würde. Wir bekamen einen schönen Einblick in die Landschaft und man kam in seinem Abteil sehr gut mit anderen Menschen ins Gespräch. Alle waren begeistert darüber, sich mit einem Weißen zu unterhalten. In Daressalaam blieben mir überwiegend negative Erinnerungen hängen. Durch eine große Naivität wurden Arne, Leander, Mathilda und ich Opfer eines Überfalls. Wir stiegen während der Suche nach einem Hotel leichtfertig in ein Auto ein. Das Gefühl, nach Aufforderung sein Geld herzugeben, ist unbeschreiblich. Durch dieses Erlebnis bin ich in vielen Belangen vorsichtiger geworden, vielleicht sogar zu übervorsichtig.

Ich bin jetzt erst drei Monate in Tansania, aber trotzdem habe ich schon vieles zu schätzen gelernt. Am Anfang meiner Zeit in Omurushaka wurde das Stromnetz ausgebaut oder ausgebessert. In dieser Zeit gab es täglich nur für einen sehr kurzen Zeitraum Strom. Durch diese Erfahrung sehe ich zum Beispiel Strom nicht mehr gerade als Selbstverständlichkeit an. Was ich bis jetzt sehr bewundere ist die Gastfreundlichkeit der Menschen. Auch wenn man selbst nicht viel zu Verfügung hat, wird trotzdem das Miteinander geteilt. Die Menschen hier haben ein ganz anderes Miteinanderleben als beispielsweise die Menschen in Deutschland. Hier wird auf den Nebenmann geachtet und man ist sofort hilfsbereit, was ich sehr wertschätze. Ein Erlebnis, was ich noch für erwähnenswert halte, ist der Besuch einer Beerdigung. Es waren viele Ähnlichkeiten zu einer deutschen Beerdigung zu erkennen und trotzdem waren diese so unterschiedlich. Der Glaube, die Bräuche und die Rituale sind hier ähnlich wie in deutschen katholischen Kirchen, aber die Trauer wird auf eine ganz andere Art, eine fröhliche, verarbeitet. Ich verdeutlichte hier nochmals das positive Miteinanderleben.

Bis die Tage,
Raphael

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